Findlingstollen

Eisenerz trifft Tonschiefer

Vom Apfelbaumer Zug zum Dachschiefergrubenbetrieb Findling

(verfasst am 27.12.2017 durch Niklas Irlich)

 

Im Jahre 2008 wurde durch Initiative von Niklas Irlich das mit einer Ziegelsteinmauer versperrte Mundloch des Stollens der „Vereinigten Dachschiefergrube Findling“ durch die damals noch eigenständige Fördergruppe Bergbau geöffnet. Primäres Ziel war die Neugestaltung des bis dato verkommenen und verwucherten Stollenmundloches für den Grubenwanderweg Brachbach. Noch während der Baumaßnahmen wurde durch Anregung von Otto Bätzing und Niklas Irlich eine Befahrung des seit Mitte der 50er Jahre verschlossenen Stollens durchgeführt. Dem Forschungsteam um Bätzing und Irlich schlossen sich seinerzeit Hugo Irlich, Hermann Zöller, Klaus Henke, Ernst Langenbach, Arnold Neuser und Marvin Irlich zur Befahrung an.

 

Der Brachbacher Lehrer Alfons Jasnoch präsentierte 1996 in seinem Buch „Aus Brachbachs Geschichte“ einen Grundriss des Findlingstollens. Dieses Grubenbild zeigte den Stollen als schnurgerade, 800 Meter lange Strecke, von welcher an deren Ende zwei 200 Meter lange Flügelörter abzweigten. Das westliche in Richtung des Maschinenschachtes Ecke und das östliche in Richtung des Schachtes der Grube Apfelbaumer Zug. Für die Befahrung diente dieser Riss als Forschungsgrundlage.

 

Die ersten 100 Stollenmeter entpuppten sich als ausgesprochen nass. Der Wasserstand betrug stellenweise 30-40 Zentimeter. Nach etwa 70 Metern erweiterte sich die lichte Streckenweite von 1,80 Meter auf 2,50 Meter und der Stollen teilte sich. Während die Hauptstrecke dem Streichen des Gebirges in Richtung Osten folgte, zweigte nach Süden hin ein Flügelort in Richtung „Apfelbaumer Felder“ ab.

 

Dieses Flügelort war in seiner lichten Stoßweite von 80 Zentimetern und einer Firsthöhe von rund 1,60 Metern einem klassischen Profil des Altbergbaus zu Beginn des 19. Jahrhunderts zuzuordnen. Daraus ließ sich schließen, dass die Anfänge der Bergbautätigkeiten in diesem Bereich aus jener Epoche stammten.

 

Aus den Betriebsakten der „Vereinigten Dachschiefergruben“ ist im Jahre 1924 noch die Rede vom „Findlingstollen der Gewerkschaft Apfelbaumer Zug“. Durch den Stollen seien bei 600 Streckenmetern und 80 Meter unter Tage drei Schieferlager angetroffen worden, die in der Folgezeit angeschlagen und im Gebirgsstreichen abgebaut werden sollen. Eine entsprechende Mutung wurde am 01. Oktober 1924 beim Bergamt Siegen eingereicht. Unter Besitz des Siegener Dachdeckermeisters Albert Steinmetz und Dr. F. Theis arbeiteten hier 20 Mitarbeiter in der Förderung und Aufbereitung der Schieferplatten. Vermutlich wurde erst im Zuge der Vorrichtung des Schieferlagers das schmale Streckenprofil des Stollens auf eine Firsthöhe von 2 Metern und eine Stoßweite von durchschnittlich 1,50 Metern nachgerissen.

 

Die Befahrungsgruppe erreichte im Jahre 2008 eben jenes Schieferlager welches sich als einzigartiges montanhistorisches Juwel des Brachbacher Schieferbergbaus präsentierte, das seines Gleichen sucht. Aufwendige Mauerungen aus Schiefer und Grauwacke waren in einem unberührten Zustand in den Tiefen des Berges verborgen und legten Zeugnis über die schwere Arbeit unserer Vorfahren ab.

 

Aus den Erlebnissen der Befahrung und dem aus den Betriebsakten entnommenen Wissen lässt sich mit Kenntnissen in bergbautechnologischen Vorgängen schließen, dass der Stollen zum Zwecke des tieferliegenden Erzbergbaus und der Wasserlösung in den oberen Teufen der Grube Apfelbaumer Zug als „Mittlerer Apfelbaumer Stollen“ angelegt wurde und erst später für den Schieferabbau vorgerichtet wurde. Die grubenbildliche Darstellung Jasnochs jedenfalls erwies sich schon in den Grundzügen als falsch. Durchschläge zu den Schächten Apfelbaum und Ecke konnten bisher nicht aufgefunden werden. Eine Verbindung zum Schacht Apfelbaum wäre aus den Bauen des Oberen Stollens denkbar und ist auch nachgewiesen. Auf Höhe des Findlingstollens dürfte sie hingegen ausgeschlossen werden. Eine Verbindung zum Schacht der Grube Ecke ist auf Grundlage der vorgefundenen Untertagesituation aus beiden Stollen unmöglich. Welche Quellen Jasnoch für seine Darstellungen nutzte, bleibt bis heute fraglich und die Richtigkeit dieser ist bergbautechnologisch und geschichtswissenschaftlich widerlegt.

 

Zwei Überhauen verbinden den Findlingstollen mit dem 7 Meter höherliegenden Oberen Apfelbaumer Stollen. Das Vorderste der beiden Überhauen wurde durch Niklas Irlich im Jahr 2009 mit einer Fahrt ausgestattet und die über der Sohle des Stollens liegenden Grubenbaue damit fahrbar gemacht. Aufgrund erhöhter Wasserstände im Oberen Stollen war der Vorstoß in Richtung Süden begrenzt möglich, nach Nordwesten hingegen unmöglich. Erst im vergangenen Sommer 2017 sank der Wasserstand in den Grubenbauen. Die dort aufgefundenen umfangreichen Strecken und Abbaue wurden federführend von Niklas Irlich (siehe seine Fotos unten in der Galerie) und Christoph Bätzing erforscht und sind die bisher ältesten noch zugänglichen der Grube Apfelbaumer Zug.

 

Eine umfangreiche fotografische und markscheiderische Dokumentation ist für das Jahr 2018 geplant.